Im Rahmen unserer Besuchsreihe „UCW vor Ort“, bei der wir uns in unregelmäßigen Abständen über Gewerbebetriebe, Windparks oder andere kommunalpolitisch interessante Themen informieren, trafen sich am vergangenen Donnerstag UCW-Mitglieder beim neu errichteten Stall des Bauern Wacker aus Günsen.

Die Familie Wacker betreibt in Günsen einen der wenigen Vollerwerbsbauernhöfe im Stadtgebiet Olpe und hat im Rahmen einer Aussiedlung eine große Stallanlage oberhalb von Günsen errichtet, die im Frühjahr 2017 ihren Betrieb aufnahm. Da war das Interesse natürlich groß, wie solch ein moderner Stall arbeitet.

Familie Wacker erwartete uns, zeigte uns die Stallanlage und beantwortete interessierte Fragen ausführlich, wobei wir auch den Betrieb im Stall und am Melkroboter aus nächster Nähe beobachten konnten. Aktuell betreibt der Landwirt seine Milchwirtschaft mit 70 Kühen, die sich überwiegend in der knapp 1.700 m² großen, mit einem Güllelager unterkellerten Stallanlage aufhalten. Die Kühe bewegen sich frei in diesem Stall auf einem gut begehbaren und regelmäßig durch einen Reinigungsroboter gesäuberten Bodenrost, durch den die Ausscheidungen der Tiere unmittelbar in das 2.000 m³ fassende Güllelager fallen. Auch wenn der Stall theoretisch bis zu 200 Kühe beherbergen könnte, ist aktuell nur eine Auslastung von etwa 80 Kühen geplant.

Herzstück der Anlage ist der vollautomatische Melkroboter. Von leckerem Kraftfutter angelockt kommen die Kühe von alleine in den Melkstand. Der Roboter säubert zunächst mit rotierenden Bürsten das Euter, ehe die Melktöpfe lasergesteuert zielgenau an die Zitzen angesetzt werden und der Melkvorgang beginnt. Das passiert mehrmals am Tag, wobei computergesteuert anhand von Gewicht und Milchgabe die Menge des Kraftfutters berechnet und automatisch in den Melkstand eingebracht wird. Das führt natürlich bei den hungrigen Kühen dazu, dass sie auch schon einmal etwas öfter den Melkstand in Erwartung einer leckeren Mahlzeit aufsuchen. Wenn der Computer aber das Maximum an Kraftfutter errechnet hat und dieses Maximum erreicht ist, dann muss das Leckermaul den Melkstand auch schon einmal unverrichteter Dinge, ungemolken und ohne Imbiss wieder verlassen; Rekordhalterin ist eine junge Rinderdame, die den Melkstand an einem einzigen Tag 98 Mal aufgesucht hat.

Sämtliche Werte der Tiere werden durch Sensoren am Tier erfasst, vom Computer aufgezeichnet und können dort abgerufen und kontrolliert werden. Bis zu 30 Liter gibt eine solche Milchkuh am Tag. Gefüttert wird hauptsächlich Silage, die von Familie Wacker auf den Wiesen in extensiver Grünlandwirtschaft hergestellt wird. Es werden also weder Dünger, noch Pflanzenschutzmittel gestreut!

Solch eine moderne Stallanlage hat natürlich ihren Preis, den der Besitzer immerhin mit einer niedrigen siebenstelligen Summe bezifferte. Allein die als Matratzen bezeichneten Schlaflager der Kühe haben etwa 25.000,- € gekostet! Aber, wie sagte der Landwirt doch: „Wir haben hier keinen Stall gebaut, sondern als Gewerbebetrieb einen Arbeitsplatz errichtet und gesichert. Da sind Investitionen in die Zukunft dringend erforderlich.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Mit einer Fülle neuer Eindrücke und nach ausführlichen Gesprächen beendeten wir die Besichtigung nach knapp zwei Stunden mit dem letzten Eindruck, dass bei den Kühen auch Wellness nicht zu kurz kommt: Eins der Rinder stand gerade unter einer automatisch rotierenden Bürstenwalze und ließ sich genüsslich den Rücken massieren.