In Düsseldorf haben die Landtagsfraktionen von CDU, SPD und Grünen den sogenannten Schulfrieden gefeiert. In der Kreisstadt Olpe ist vielen Betroffenen aber augenscheinlich gar nicht zum Feiern zumute. Droht hier eine massive Störung des Schulfriedens? Werden die Eltern und Lehrer vor der Entscheidung über die neue Schulform „Sekundarschule“ eingebunden oder vor vollendete Tatsachen gestellt?

Bisher schien Konsens zu sein, dass man auf der Basis eines gut funktionierenden Schulsystems ohne Hektik zukunftsfeste Lösungen anstreben könne. Warum soll nun in Olpe mit der Kündigung des Realschulverbandes eine übereilte Entscheidung getroffen werden? Schulische Themen sind Themen, die viele betreffen. Da reagieren Bürger mit Recht sehr sensibel. Veränderungen auf diesem Gebiet müssen deshalb sehr sorgfältig vorbereitet werden.

Hier sind gravierende Fehler bei der Kommunikation mit allen Beteiligten (Schulen, Eltern, Politik, Verwaltung der Stadt Drolshagen) gemacht worden.

Vor einer so weitgreifenden Entscheidung muss den Lehrerinnen und Lehrern der betroffenen Schulen die Möglichkeit gegeben werden, sich mit der Schulsituation der beiden Städte Olpe und Drolshagen auseinanderzusetzen. Die Chancen einer neuen Schulform müssen abgewogen und diskutiert werden. Danach kann man eine Konzeption erarbeiten, um die Stärken, die die einzelnen Schulen auszeichnen, in einem neuen System zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Lehrerinnen und Lehrer der Hauptschulen in Olpe und Drolshagen sowie in der Realschule haben in der Vergangenheit anerkannt gute Arbeit geleistet. Diese Arbeit verdient Respekt. Da kann es nicht angehen, dass diese aus Zeitungen erfahren müssen, dass die eigene Schule zur Disposition steht bzw. „abgewickelt“ werden soll.

Auch die Eltern der Grundschüler müssen im Vorfeld über die neuen Möglichkeiten der Schulentwicklung informiert werden. Dieser Beteiligungsprozess braucht seine Zeit und hätte vor einer Entscheidung, wie sie der Rat am 21. Dezember zu treffen hat, erfolgen müssen.

Für eine Neuerung, die für viele Bürger so bedeutend  und nachhaltig ist, muss geworben werden. Solch weit reichende Entscheidungen dürfen in einem kleinen Kreis wie dem Kreis Olpe nicht unabhängig von den Nachbarkommunen getroffen werden. Ein gemeinsamer Schulentwicklungsplan für den Bereich der Sekundarstufen zumindest für die Städte Olpe und Drolshagen und die Gemeinde Wenden wäre hier hilfreich gewesen.

Die UCW Olpe will keine Kündigung des Realschulverbands Olpe-Drolshagen zum Jahresende, weil die Entscheidungsgrundlagen noch zu unklar sind. Es geht also nicht nur um die natürlich sehr wichtige Bürgerbeteiligung sondern auch um z.B. finanzielle Folgen.

So stellen sich u.a.  folgende Fragen:

Was kostet das Ende des Realschulverbands der Stadt Olpe und damit dem Olper Bürger?

Welche Entschädigung  erhält die Stadt Drolshagen für das gemeinsame, aber auf dem Gebiet der Stadt Olpe liegende Gebäude?

Wie viel zahlt die Stadt Olpe  für die Drolshagener Schüler, welche die  „in der Abwicklungsphase“ befindliche Realschule bis zu ihrem Abschluss besuchen werden, wenn es zu keiner einvernehmlichen Lösung mit Drolshagen kommt?

Wie lange wird das jetzige Realschulgebäude noch für schulische Zwecke genutzt? Was geschieht mit dem Gebäude in der Zukunft?

Was geschieht mit der Großturnhalle, die ja auch von vielen Vereinen genutzt wird?

Welche Auswirkungen wird die Sekundarschule für die beiden Gymnasien haben?

Wie stellt sich die Raumsituation für die neue Schule dar? Eine für Eltern und Kinder attraktive Sekundarschule wird mehr Schüler anziehen als bisher die Hauptschule. Dies könnte zur Folge haben, dass die Sekundarschule mehr Platz braucht, als in der Hakemicke Hauptschule derzeit vorhanden ist. Bedeutet dies, dass das Gebäude der Hakemicke-Grundschule der Sekundarschule zugeschlagen werden muss, da ein Erweiterungsbau aus finanziellen Gründen und wegen rückläufiger Grundschülerzahlen nicht in Frage kommt? Eine Entscheidung für die Sekundarschule kann daher nicht unabhängig von einer Entscheidung über die Grundschulstandorte getroffen werden.

Von Transparenz und Bürgernähe  ist beim Umgang mit dem Thema Sekundarschule in Olpe wie so oft nichts zu spüren. Dadurch ist Vertrauen verloren gegangen. Die UCW fordert, die Entscheidung über die Kündigung des Realschulverbandes um ein Jahr zu verschieben. Dies gibt allen Beteiligten die Chance und die Zeit, gemeinsam an einer tragfähigen Lösung zu arbeiten. Bis dahin haben alle Eltern wie bisher die Möglichkeit, aus einem anerkannt guten schulischen Angebot das für ihre Kinder richtige auszuwählen. Und sie können sicher sein, dass ihre Kinder bis zum Abschluss an der gewählten Schulform unterrichtet werden. Weil durch eine Kündigung des Realschulverbandes zum Jahresende schon Fakten geschaffen werden,  ist es  fraglich, ob die beteiligten Akteure miteinander eine tragfähige Lösung auf „Augenhöhe“ zum Wohle der im Gebiet der Stadt Olpe zu beschulenden Kinder herbeiführen können.